Pädagogisches Konzept

Werkstattkinder e.V.

Stand: Januar 2020

Inhalt

  1. Einleitung
  2. Leitbild - Entdecken lassen
  3. Pädagogische Ansätze
  4. Pädagogische Ziele
  5. Unser Tagesablauf
  6. Schlüsselsituationen
  7. Besonderheiten
  8. Kooperation zwischen Eltern und Team
  9. Elternmitarbeit
  10. Qualitätssicherung
  11. Kinderschutz

1. Einleitung

Dieses Konzept ist nicht endgültig. Es spiegelt den aktuellen Entwicklungsstand unserer Gedanken und Wünsche in Bezug auf unsere Einrichtung wider. Gemeinsam mit allen Mitwirkenden möchten wir auch in Zukunft Wünsche und Vorstellungen berücksichtigen und die Anregungen aus dem Alltagsgeschehen aufnehmen, umso das Konzept kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern, wo es nötig scheint.

1.1. Kontaktdaten der Einrichtung

WerkstattKinder e.V.
Biterolfstraße 10 80634 München
kontakt@werkstattkinder.de
www.werkstattkinder.de

1.2. Organisationsform

Die WerkstattKinder sind eine Elterninitiative, die einen gemeinnützigen Verein zur Förderung der Kindererziehung gegründet hat.

Unsere Kita ist offen für alle Kinder und Eltern, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Nationalität, ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihrer religiösen bzw. weltanschaulichen Prägung, sofern beide Eltern bzw. der/ die Alleinerziehende sich mit der Satzung des Vereins und mit dem Konzept einverstanden erklären und die Zusammenarbeit aller fördern und unterstützen.

Die gesetzliche Grundlage unserer Einrichtung ist das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG). Unserem Konzept liegt der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) zugrunde.

1.3. Betreuungsart

In unseren Räumen in Neuhausen werden täglich Kinder im Alter von 1-6 Jahren von erfahrenen und engagierten ErzieherInnen und KinderpflegerInnen betreut:

Wir arbeiten mit „offenen Türen“, aber nicht nach einem offenen Konzept (1). Es gibt jedoch viele Berührungspunkte im Tagesablauf, an denen sich die beiden Gruppen ganz natürlich mischen, z.B. im Garten, in der Werkstatt, bei Festen (genauer unter Unser Tagesablauf).

2. Leitbild - Entdecken lassen

Lassen wir die Kinder entdecken, was sie gerade brauchen, und geben wir ihnen die Möglichkeit zu selbstbestimmtem Lernen.“

Lothar Klein

Wir sehen Kinder als einzigartige, eigenständige und ernst zu nehmende Personen, die Interesse(n), Fähigkeiten und die Lust am Lernen bereits in sich tragen. Da frühkindliches Lernen nicht geradlinig passiert, sondern ausgeht von den Interessen des jeweiligen Kindes und den Eindrücken, die es den Tag hindurch sammelt, sehen wir uns als Lernbegleiter.

Lerninhalte werden von uns nicht vorgegeben, sondern gemeinsam mit den Kindern wollen wir ihre Fragestellungen aufgreifen und diese in Projekten vertiefen (siehe auch Ansätze der Reformpädagogik). Dabei spielt das Ergebnis eine untergeordnete Rolle, ebenso wie die Dauer des Lernprozesses. Jedes Kind soll sich hier selbst und die Welt um sich herum in seinem eigenen Tempo und auf seine Art entdecken können. Unserer Meinung nach brauchen Kinder dafür unverplante Zeit (Freispiel), Vertrauen, Gelegenheit zur Beteiligung (siehe auch Alters- und entwicklungsgemäße Partizipation) und eine gute Kooperation zwischen Eltern und dem Fachpersonal (siehe auch Kooperation zwischen Eltern und Team):

Unsere täglich geöffnete Werkstatt bildet das Herzstück der Einrichtung. Sie gibt den Kindern die Gelegenheit, mit Neugier, Kreativität und Gestaltungskraft ihren Interessen entsprechend zu forschen. Ein breites Materialangebot (Farbe, Papier, Holz, Knöpfe, Wolle, Stoff...) lädt dazu ein, sich auszudrücken, zu tüfteln und zu experimentieren. Dabei geht es nicht um die Erziehung zu Künstlern, sondern darum, Raum zur Entfaltung zu bieten und die Möglichkeit, durch Ausprobieren geeignete Lösungen für Probleme zu finden (siehe auch: Entwicklung und Förderung von Kreativität).

Durch gelebten wertschätzenden Umgang miteinander und die gegenseitige Begegnung auf Augenhöhe wollen wir die Kinder in ihrer Individualität bestärken und gleichzeitig die Andersartigkeit von Anderen gemeinsam respektieren lernen. Enge Beziehungen zu den Kindern und die intensive Beobachtung ihrer Person gestatten uns, Rückschlüsse auf aktuelle Bedürfnisse und Interessen zu ziehen, welchen beispielsweise im Freispiel nachgegangen werden kann (siehe auch Situationsorientierter Ansatz).

Entfaltungsfreiräume und ein auf Interessen basierendes Lernen werden möglich, wenn es feste Strukturen und einen sicheren Rahmen gibt. Unser großzügig geplanter Tagesablauf beinhaltet einige wenige Fixpunkte und in den Zeiten dazwischen viel Gestaltungsspielraum und Zeit, um sich in etwas zu vertiefen. Neben dem Tagesablauf geben auch Rituale und wenige, aber einleuchtende Regeln durch ihre Wiederkehr und Verlässlichkeit allen Beteiligten Sicherheit und Struktur.

3. Pädagogische Ansätze

In den folgenden Absätzen ist beschrieben, an welchen pädagogischen Richtungen wir uns orientieren bzw. welche Ansätze sich am meisten mit unserer täglichen Arbeit decken.

3.1. Situationsorientierter Ansatz

Der Situationsorientierte Ansatz geht von folgender Grundsatzfrage aus: Welche entwicklungsförderlichen Bedingungen brauchen Kinder und ihre Familien (heute), um eigene, vorhandene Ressourcen auf- und auszubauen?

Zur konsequenten Umsetzung des Situationsorientieren Ansatzes gehört das Freispiel. Im Vordergrund steht nicht, was jeder will, sondern was jeder Einzelne braucht. Durch eine enge Beziehung zu jedem Kind, einen vorbereiteten Raum (2) und genaue Beobachtung wollen wir jeden Tag gemeinsam so gestalten, dass die Eindrücke, die jedes Kind täglich sammelt, eine Ausdrucksform finden können – im (Rollen)spiel, in der Bewegung, beim Ausruhen, durch Musik etc.

Ein Beispiel hierfür ist das Bedürfnis nach Ruhe oder Bewegung. Hat ein Kind an einem Tag einen starken Bewegungsdrang, versuchen wir, diesem Raum zu geben, indem es mit anderen Kindern schon früh in den Garten gehen kann, oder wir bauen eine Bewegungsbaustelle (3) auf.

Beobachten wir bei einem Kind das Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe, versuchen wir für das Kind eine geeignete Umgebung zu finden, in der es zur Ruhe kommen kann. Kommt ein Kind mit einer Idee, die es heute unbedingt umsetzen möchte (z.B. etwas mit Wasser auszuprobieren), versuchen wir herauszufinden, was es dazu benötigt, und suchen mit ihm einen adäquaten Ort für seine Experimente.

3.2. Ansätze der Reformpädagogik: Reggiopädagogik (4) und Célestin Freinet (5)

Das Bild vom Kind: Das Kind ist kompetent, interessiert und aktiv und kann Schwierigkeiten auf unterschiedliche Arten selbst lösen. Es ist ein Forscher, Konstrukteur seines eigenen Lebens und Experte für sich selbst.

Die Rolle des Erwachsenen: Hier geht es nicht nur um bestimmte Verhaltensweisen, sondern um die innere Einstellung. Erwachsene sind Begleiter und Beobachter, jedoch nicht passiv. Sie sind stets im Dialog mit den Kindern, zeigen echtes Interesse an dem Vorhaben des Kindes und unterstützen es in seiner Umsetzung, ohne durch ihren Wissensvorsprung Lösungen vorwegzunehmen, kreative Arbeit zu lenken oder Herangehensweisen zu werten.

Der Raum: Alle Räume sind so gestaltet, dass das Kind sich in ihnen so eigenständig wie möglich bewegen kann und die Materialauswahl ansprechend, leicht zugänglich und in Eigenverantwortung nutzbar ist. Ihre Gestaltung soll den Kindern sowohl Geborgenheit geben als auch Herausforderungen bieten, d.h. sie zum eigenständigen Forschen und Ausprobieren anregen.

Der Prozess des Lernens: Die Reggio-Pädagogik legt ihren Schwerpunkt auf das Lernen in Projekten: Lernen findet in unterschiedlich großen Projekten statt, die einzeln oder gemeinsam bearbeitet werden. Der Projektinhalt wird nicht übergestülpt, sondern bestimmt durch Alltagserfahrungen, welche das Kind weiter erforschen will. Hierbei gibt es immer einen Bezug zur aktuellen Lebenswelt der Kinder. In Projekten, die unterschiedlich lange dauern können, ist das Kind stets aktiv und lernt, indem es in seinem Tempo forscht und entdeckt. Der Ausgang des Projekts ist ungewiss.

Schon Freinet vertrat den Ansatz, dass Kinder in sog. Werkstätten am besten lernen. Lernen geschieht, seiner Ansicht nach, auf unterschiedlichsten Wegen: alleine, in Gemeinschaft, durch aktive Teilnahme (Partizipation) am Alltag und „tastende Versuche“, bei denen vielerlei Entdeckungen mit Material und Werkzeug gemacht werden, und nicht allein durch Anleitung und Nachahmung.

Projektbeispiel: Ein paar Kinder bauen zusammen mit Bauklötzen. Sie bauen eine Art Turm. Einer hat die Idee, ihn so hoch wie möglich zu bauen, und begeistert die anderen damit. Eifrig und konzentriert legen sie los, und als der Turm immer weiter wächst und wächst, werden nach und nach auch die anderen Kinder aufmerksam. Einige schauen gebannt zu, andere helfen mit. Mittlerweile ist der Turm so hoch, dass selbst das größte Kind nicht mehr weiter bauen kann. Sie beraten sich kurz, woraufhin ein Kind losläuft und einen Hocker herbeiholt. Doch auch dieser hilft nur kurz, es wird etwas höheres benötigt. Ein Kind holt einen Stuhl. Als der nicht mehr ausreicht, holen ein paar Kinder gemeinsam einen kleinen Tisch. Auch dieser hilft nur kurz. Sie beraten sich und bitten schließlich einen Erwachsenen, die letzten Steine für sie ganz oben drauf zu setzen. Alle Kinder stehen gebannt unten und jubeln, als der letzte Stein verbaut wird. Vorsichtig schieben sie den Tisch zur Seite und bewundern ihr Werk. Eine Betreuerin fotografiert sogleich den Turm, damit die Kinder das Bild in ihr Portfolio (6) einkleben und sich immer wieder an dieses Projekt erinnern können.

3.3. Emmi Pikler (7) – Die Betreuung der Kinder unter 3 Jahren

Sichere Bindung: Eine besondere Rolle beim Ausbau der kommunikativen und sozialen Kompetenzen eines Kleinkindes spielen die ersten erwachsenen Bezugspersonen, die als Vermittler zwischen dem Kind und der Welt dienen. Je feinfühliger wir uns auf die Empfindungen, Gefühle und Bedürfnisse des Kindes einlassen, diese angemessen beantworten und uns als vorhersagbare und verlässliche Partner auf Augenhöhe erweisen, desto mehr entwickelt ein Kind ein positives Bild von sich und seinen Mitmenschen.

Auch bei Konflikten steht die Beziehung zwischen den Beteiligten im Vordergrund. In der Regel basieren Konflikte auf der noch nicht entwickelten Fähigkeit des sozialen Verstehens, welches erst noch geübt werden muss. Deshalb unterstützen wir die Kinder hier, ihre Gefühle zu äußern, und spiegeln ihnen die Auswirkungen ihres Handelns wider. Konflikte lösen wir gemeinsam mit den Kindern (und nicht für die Kinder).

Beziehungsvolle Pflege: Kleinkinder haben einen höheren Bedarf an Pflege als ältere Kinder. Das Wickeln ist nicht einfach ein Procedere, das das Kind mehrmals täglich über sich ergehen lassen muss. Vielmehr ist es für das Kind die Chance, ungeteilte Aufmerksamkeit von einer Bezugsperson zu bekommen. Wir binden das Kind stets aktiv in den Prozess der Körperpflege ein. Auch, wenn das Kind selbst noch nicht spricht, begleiten wir alle Handgriffe und Tätigkeiten während des Wickelns verbal und stehen im ständigen Dialog mit dem Kind. Das stabilisiert die Beziehung und vermittelt Sicherheit, denn so wird nicht an dem Kind etwas gemacht, sondern mit ihm.

Selbständige Bewegungsentwicklung: Emmi Pikler machte sich dafür stark, die Bewegungsentwicklung von Kleinkindern so natürlich wie möglich zu belassen. Das bedeutet, dass wir die Kinder nicht zu Bewegungen oder Haltungen drängen, die sie von sich aus noch nicht machen oder einnehmen würden. Bewegungen jedoch, die sie schon gut beherrschen (z.B. klettern), übernehmen wir nicht für sie („weil es dann schneller geht“), sondern wir passen uns dem Tempo des Kindes an. Aus diesem Grund ist auch hier eine vorbereitete Umgebung 2 unerlässlich, denn nur so können sich die Kinder frei und ihren Fähigkeiten entsprechend im Raum bewegen.

4. Pädagogische Ziele

Die Grundlage für das Zusammenleben in der Gruppe ist das Kennen, Schätzen und Entwickeln der eigenen Persönlichkeit.

4.1. Entwicklung und Herausbildung der eigenen Persönlichkeit

Von der Eigenwahrnehmung und der erfahrenen Wertschätzung hängen die Wahrnehmung und Wertschätzung von Anderen sowie die Einordung von Ereignissen ab. Daher wollen wir jedes Kind in seiner Persönlichkeit stärken, damit es sich seiner selbst bewusst wird und bereit ist, mit anderen auf Augenhöhe in Kontakt zu treten und sich für seine eigenen Wünsche starkzumachen.

Um das Kind kennenzulernen, bauen wir nach und nach eine enge Beziehung zu ihm auf. Wenn wir uns hier als verlässliche Bezugspersonen erweisen, gibt das dem Kind und der Beziehung die nötige Stabilität und Sicherheit. Durch genaue Beobachtung können wir auch kleinste Entwicklungsschritte sehen, diese anerkennen und wertschätzen, was wiederum das individuelle Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärkt. Indem wir beobachtete Emotionen verbalisieren und dem Kind sein Verhalten widerspiegeln, lernt es seine eigenen Gefühle und deren Ursache kennen.

Durch die vielfältig gestaltete Umgebung, in der sich das Kind im Freispiel entlang seiner Interessen und Bedürfnisse beschäftigen kann, geben wir ihm die Möglichkeit zu ganzheitlichem Lernen. Basierend auf diesen Interessen und Bedürfnissen werden Projekte und Angebote mit den Kindern durchgeführt.

Jedes Kind kann durch das Mitgestalten seines eigenen Portfolios (6) Stationen seiner Entwicklung dokumentieren und rückblickend Lernerfolge wahrnehmen.

4.2. Entwicklung von sozialen Kompetenzen

Uns ist es wichtig, die Kinder in ihrem Sozialverhalten zu fördern. Dabei sind wir der Meinung, dass Kinder voneinander und miteinander am besten lernen. Jedes Kind soll bei uns seinen Platz in der Gruppe finden und die Möglichkeit haben, ein Wir-Gefühl zu entwickeln. Einen hohen Stellenwert hat die Vermittlung einer ausgeglichenen Wertigkeit in Bezug auf Geschlecht, Alter, Herkunft, Größe, Hautfarbe usw. Dazu kommen individuelle Interessen und Bedürfnisse. Das alles gilt es zu vereinen. Wir wollen als Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen und authentisch einen wertschätzenden Umgang mit allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern praktizieren. Dabei liegt für uns der Fokus nicht darauf, durch möglichst viele Verhaltensregeln ein Miteinander zu ermöglichen.

Wir wollen die vorhandenen Unterschiede weder ignorieren noch überbewerten, sondern schon den Kleinsten einen natürlichen Umgang mit Andersartigkeit ermöglichen. Dies erreichen wir, indem wir z.B. bei Interessenskonflikten diejenigen Eigenschaften oder Verhaltensweisen, die zu diesem Konflikt geführt haben, auf Augenhöhe gemeinsam besprechen, jedoch ohne zu bewerten. Genauso wird auch besprochen, welche Auswirkungen z.B. eine bestimmte Verhaltensweise (etwa Hauen) auf andere hat und welche alternativen Konfliktlösungen es gibt. Hier löst der Erzieher jedoch nicht für die Kinder den Konflikt, sondern ist zunächst Beobachter. Brauchen die Beteiligten Hilfe, begleitet ein Erzieher den weiteren Prozess, wie oben beschrieben.

4.3. Alters- und entwicklungsgemäße Partizipation, Beschwerdemanagement

Kinder haben laut der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Mitbestimmung und Meinungsäußerung (UN-Kinderrechtskonvention Artikel 12). Dieses berechtigt sie dazu, bei allen sie betreffenden Themen beteiligt, gefragt und angehört zu werden. Kinder teilhaben zu lassen bedeutet aber nicht, dass Kinder alles dürfen. Es geht um das Recht der Kinder, ihre Meinung frei zu äußern, und diese gilt es dem Alter und der Entwicklung entsprechend zu berücksichtigen. Unser situations- und bedürfnisorientiertes Arbeiten ermöglicht den Kindern Partizipation im Kinderhausalltag. Wir wollen, dass die Kinder das eigenständig tun, was sie alters- und entwicklungsgemäß schon können – nicht nur zu bestimmten Gelegenheiten, sondern ganz natürlich bei vielen kleinen Tätigkeiten den ganzen Tag über. In Krippe und Kindergarten wollen wir durch ihre Beteiligung den Grundstein dafür legen, dass die Kinder für sich und andere Verantwortung übernehmen.

Wir finden altersgerechte Beteiligungsformen (Morgenkreis, Abstimmung, Kinderkonferenzen). Das heißt konkret, dass z.B. Konfliktsituationen besprochen und gewünschte Umgangsweisen nach Anhörung aller Seiten gemeinsam festgelegt werden. Desweiteren werden z.B. Mottos für Feste nicht automatisch von den Erwachsenen im Voraus ausgewählt, sondern alle Beteiligten können gleichberechtigt Ideen und Vorstellungen einbringen, oder sie entstehen aus den aktuellen Projekten der Kinder.

Auch Krippenkinder können in ihren Möglichkeiten aktiv ihren Tag gestalten: z.B. kann im Morgenkreis gemeinsam darüber entschieden werden, welches von zwei Büchern vorgelesen werden soll. Jedes Kind wird gefragt und hat eine Stimme. Beim Mittagessen können die Kinder selbst entscheiden, wie viel sie sich auf den Teller geben, und so schrittweise lernen, ihren Hunger richtig einzuschätzen.

Warum ist uns Partizipation wichtig? Wenn Kinder ihr Recht zur Teilhabe und Mitbestimmung geltend machen dürfen,

Umgang mit Beschwerden: Kinder werden ermutigt, Kummer, Unzufriedenheit oder das Gefühl von Ungerechtigkeit angemessen zu äußern, nicht als Beschuldigung oder „Petzen“, sondern als Ausdruck des eigenen Befindens und als Versuch, das Miteinander zu verbessern. Dazu zählt auch, sich über Missstände, Ungerechtigkeiten usw. beschweren zu können und gleichermaßen gehört zu werden. Damit ist gemeint, dass Konflikte mit den Kindern besprochen, verschiedene Sichtweisen aufgezeigt und gemeinsam Lösungsstrategien gefunden werden.

Neben den Kindern, die dazu ermutigt werden Unzufriedenheit und Kummer zu äußern, soll auch der Blick unserer Mitarbeiter diesbezüglich geschärft werden. Daher nehmen sie regelmäßig an Schulungen zum Thema „Kinderschutz“ teil. Wir haben ein Kinderschutzkonzept, das regelmäßig aktualisiert und fortgeschrieben wird.

4.4. Entwicklung und Förderung von Kreativität

Unser Kinderhaus, wie zu Célestin Freinet beschrieben, kann im gesamten als eine Werkstatt betrachtet werden, weil nichts „fertig“ ist. Überall bieten sich Gelegenheiten, sich der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Auseinandersetzung mit Material und Werkzeug bewusst zu werden. Dabei erleben sich die Kinder als kompetente Menschen, die auftretende Schwierigkeiten selbst meistern.

Nachdem Kinder Dinge begreifen, indem sie diese im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“, möchten wir ihnen dafür einen großen Spielraum eröffnen und ihnen Zeit geben, in der wir sie „machen lassen“. Beim „Machenlassen“ geht es uns darum, die Kreativität der Kinder zu fördern und sie darin zu ermutigen, Dinge zu (er-)schaffen, die ihnen gefallen. Dabei steht für uns der kreative Prozess im Vordergrund, nicht das Produkt. Unter anderem stellen wir den Kindern in unserer Einrichtung eine jederzeit frei zugängliche Werkstatt zur Verfügung.

Unsere Kinder bekommen viel Freiraum, um mit verschiedensten Materialien zu experimentieren, und werden ermuntert, eigene Ideen zu gestalten. Wir lassen die Kinder Handlungsmöglichkeiten erproben, nach eigenen Lösungen suchen und begleiten und unterstützen sie dabei. So können die Kinder erfahren, dass man Holz, das gefeilt oder gesägt wird, nicht ohne weiteres wieder zusammenfügen kann. Bei Ton ist das möglich. Papier kann man natürlich bemalen, man kann es aber auch falten, kleben, stapeln und zerreißen, mit dem Papier Musik machen, es fliegen lassen, zusehen, wie es sich im Wasser auflöst und vieles mehr.

Dabei können sich die Kinder auch im selbstgesteuerten Lernen üben. Sie entwickeln beispielsweise eigene Problemlösungs- und Planungsstrategien. Sie übernehmen Verantwortung für diese Prozesse und damit für sich selbst. Sie entwickeln in der Arbeit die Fähigkeit, sich in unfertigen und pädagogisch nicht aufbereiteten Situationen zurechtzufinden. Vor allem aber entwickeln sie Vertrauen in die eigenen Kräfte. Sich selbst zu trauen, Selbst-Vertrauen also, ist eine wichtige Voraussetzung und Antriebsfeder des Lernens überhaupt.

4.5. Erleben und Schätzen der Natur

Die Natur bietet einen wichtigen Ausgleich zum Leben in der Stadt: Stille. Sie ist ein Raum ohne Türen und Wände und ohne fertiges Spielzeug. Trotzdem finden wir dort, wenn wir unsere Phantasie einsetzen, eine Fülle von Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und zu spielen. Mit unserem wöchentlichen Hirschgartentag (siehe auch 7.2.) wollen wir eine starke Verbindung zur Natur herstellen und diese zu den verschiedenen Jahreszeiten erleben. Kinder treten in Kontakt mit Tieren und Pflanzen, die miteinander eine Lebensgemeinschaft bilden. Sie entdecken Spuren und Behausungen von Tieren und lernen verschiedene Bäume und Pflanzen kennen.

Dies fördert ihr Verständnis für Zusammenhänge und fordert Respekt und Wertschätzung der Umwelt. Im gleichen Zuge lernen wir gemeinsam, was wir tun können oder nicht tun sollten, um die Natur zu schützen (z.B. Umgang mit Müll). Die Kinder erleben sich und ihre Kameraden in dieser gegensätzlichen Umgebung anders als im Kinderhaus. Sie können ihre Kletterfähigkeiten ausbauen, Ideen mit Naturmaterial verwirklichen (z.B. Mandalas legen oder Schmuck herstellen) und die Geräusche und Düfte bewusst wahrnehmen.

5. Unser Tagesablauf

Die Kinder werden bei uns zwar in zwei verschiedenen Gruppen betreut, doch im Tagesablauf gibt es immer wieder Zeitpunkte, in denen sich die beiden Gruppen mischen. Diese Zeiten sind in folgender Tabelle mit einer gestrichelten Linie zwischen Kindergarten und Krippe gekennzeichnet.

UHRZEIT KINDERGARTEN KRIPPE UHRZEIT
8:00-9:00 Bringzeit Bringzeit 8:00-9:00
9:00 Morgenkreis Morgenkreis 9:00
9:30 oder 10:00 Brotzeit Brotzeit 9:15
davor/danach Freispiel, Werkstatt, Garten Freispiel, Werkstatt, Garten, Wickeln danach
12:00 Mittagskreis
12:30 Mittagessen Mittagessen 11:45
13:00-13:15 Abholzeit Abholzeit 12:30-12:45
13:15-14:00 Ausruhzeit, danach Freispiel Schlafenszeit 13:00-14:30
14:30-15:00 Abholzeit Abholzeit 14:30-15:00
15:30 Nachmittagsbrotzeit Nachmittagsbrotzeit 15:00
danach Freispiel, Werkstatt, Garten Freispiel, Werkstatt, Garten danach
parallel ab 16:00-17:00 Abholzeit Abholzeit 16:00

Weitere Überschneidungen sind:

6. Schlüsselsituationen

Schlüsselsituationen beschreiben wichtige Übergangsprozesse, die ein Kind im Laufe der Zeit in unserem Kinderhaus durchlebt. Hier stellen wir dar, wie wir diese mit allen Beteiligten gestalten.

6.1. Eingewöhnung

Die Eingewöhnung in unser Kinderhaus ist sowohl für die neue Familie als auch für die aufnehmende Gruppe ein sehr wichtiger und sensibler Prozess. Gegenseitiges Vertrauen zu meist fremden Personen muss aufgebaut und gestärkt werden. Wir wollen den ohnehin nicht einfachen Prozess des Loslassens für die neue Familie so natürlich und einfach wie möglich gestalten.

Bevor die Eingewöhnung beginnt, gibt es ein Vorgespräch, in dem sich die neue Familie und die neue Bezugsperson schon einmal kennenlernen können. Hier möchten wir gerne einige Dinge zu dem neuen Kind erfahren (z.B. Schlafgewohnheiten, bevorzugte Spiele, Allergien etc.). Gleichzeitig gibt es Raum für alle Fragen rund um die Eingewöhnung, die die neue Familie beschäftigen.

Kommt das Kind dann den ersten Tag mit einer ihm vertrauten Bezugsperson (Mutter, Vater, ...) in die neue Gruppe, versuchen wir durch Beobachtung herauszufinden, was das Kind interessiert, und die neue Bezugsperson tritt schrittweise mit ihm in Kontakt und baut langsam eine Beziehung zu ihm auf. In dem Maße, in dem das Vertrauen des Kindes in die neue Umgebung, die neue Gruppe und die pädagogischen Bezugspersonen wächst, kann eine Loslösung von der bisher vertrauten Bezugsperson stattfinden. Hier ist es hilfreich, wenn sich Mutter/Vater dabei im Hintergrund hält und Raum gibt für diese neue Bekanntschaft. Während des Tages tauschen die neue Bezugsperson und der jeweilige Elternteil sich regelmäßig über ihre Eindrücke und Einschätzungen aus. So entscheiden sie dann auch gemeinsam, wann und für wie lange die erste Trennung vom Kind stattfindet. Alle weiteren Schritte werden gemeinsam besprochen und der Eingewöhnungsverlauf individuell auf das Befinden und die Entwicklung des Kindes abgestimmt. Nach Beendigung der Eingewöhnung wird ein Abschlussgespräch zwischen der Bezugsperson und der Familie vereinbart, um die Eingewöhnung und die Entwicklung des Kindes seit dem ersten Tag rückblickend zu besprechen.

Alle Eingewöhnungen finden bei uns gestaffelt statt, um allen Beteiligten die nötige Aufmerksamkeit und Ruhe geben zu können. Jedes Jahr nehmen wir ca. vier bis sechs neue Kinder pro Gruppe auf, daher können nicht alle neuen Familien ihr Kind gleich im September eingewöhnen. Wenn sich Zeitdruck vonseiten der Eltern vermeiden lässt, entspannt das diesen Prozess ebenfalls.

6.2. Übertritt von Krippe zu Kindergarten

Entwachsen die Kinder der Krippengruppe, zeigen sie erfahrungsgemäß von sich aus verstärkt Interesse an der Kindergartengruppe. Sobald wir das beobachten, versuchen wir ihnen während des Tages Möglichkeiten zu geben, die andere Gruppe kennenzulernen. Steht zum Sommer hin sowieso ihr Übertritt zu den Großen an, können diese Kinder nach Absprache auch schon einige Wochen vor den Sommerferien mit der „internen Eingewöhnung“ beginnen, in welcher sie Schritt für Schritt Abschnitte des Tages im Kindergarten verbringen können. Vor den Sommerferien gibt es auch für diese Krippenkinder eine Übertrittszeremonie, nach der sie offiziell Kindergartenkinder sind. Kommen sie nach den Ferien wieder, können sie direkt im Kindergarten starten. Kinder, die erst nach den Sommerferien wechseln, beginnen auch erst dann mit der Eingewöhnung in den Kindergarten und werden mit der gleichen Zeremonie in die Kindergartengruppe verabschiedet.

6.3. Vorschulkinder und Übertritt

Bei der Vorbereitung der Kinder auf den Schuleintritt legen wir besonderen Wert auf das Erlernen von sozialen Kompetenzen wie Abwarten und sich an Regeln halten können, Konfliktfähigkeit, die eigene Meinung äußern können, Ausdauer und Konzentration; außerdem auf Kompetenzen wie Eigenständigkeit in den alltäglichen Dingen, Handlungsplanung und Verantwortung für sich selbst und die eigenen Sachen.. Diese werden in der Schule vorausgesetzt und können nicht wie Buchstaben oder Zahlen in wenigen Wochen erlernt werden. All das lernen alle Kinder ab ihrem ersten Tag in unserem Kinderhaus. Auch die mathematischen und sprachlichen Vorläuferfähigkeiten (Silben, Reime, Anlaute sowie Bauen, Zählen, Ordnen, Klassifizieren, Vergleichen usw.) werden als feste Bestandteile des Tagesablaufes gefördert und zusätzlich von den Kindern aus eigenem Interesse heraus vertieft.

Wir arbeiten mit den umliegenden Grundschulen zusammen. Gelegentlich finden dort Kooperationstreffen statt. Nach Absprache können wir außerdem eine Schulklasse mit unseren Vorschulkindern besuchen.

Bevor die Vorschulkinder das Kinderhaus verlassen, werden sie am Sommerfest feierlich von allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern verabschiedet. Hier wird ihnen auch ihre selbstgestaltete Schultüte überreicht.

7. Besonderheiten

Jedes Jahr finden bei uns Feste, Ausflüge und ein Flohmarkt statt. Folgende Feste feiern wir seit einigen Jahren gruppenübergreifend mit allen Kindern, teilweise mit Eltern.

7.1. Feste und Geburtstage

Jede Gruppe feiert außerdem die Geburtstage aller Kinder und die der Mitarbeiter in der jeweiligen Gruppe. Beide Gruppen haben über die letzten Jahre Rituale und Gepflogenheiten entwickelt, die der Geburtstagsfeier neben individuellen Wünschen einen stimmungsvollen Rahmen geben.

7.2. Hirschgartentag und Hirschgartenwoche

Wir wollen unseren WerkstattKindern die Möglichkeit geben, sich draußen zu bewegen und ein „natürlicheres“ Umfeld zu erfahren. Sobald die Eingewöhnungen in beiden Gruppen abgeschlossen sind, findet regelmäßig einmal wöchentlich unser Hirschgartentag statt. An diesem nehmen sowohl die Krippen- als auch die Kindergartenkinder teil. Im Hirschgarten haben wir einen festen Platz, an dem wir uns den Vormittag über aufhalten und an welchem die Kinder in Sichtweite spielen und entdecken können. Der Bereich, in dem die Kinder sich frei bewegen können, ist durch Büsche zur Wiese hin abgegrenzt und gut überschaubar. Es bieten sich auch für die Kleinen gute Klettermöglichkeiten an verschiedenen Bäumen. Eine kleine Auswahl an Material bringt das Team stets mit, dazu gehören z.B. Schnitzmesser und Seile, mit denen verschiedene Ideen in der Natur oder mit Naturmaterial verwirklicht werden können.

Einmal im Jahr ist eine ganze Hirschgartenwoche geplant, die im Sommer stattfindet. Hier verbringen wir den ganzen Tag im Hirschgarten. Dort intensivieren die Kinder ihre Erfahrungen, die sie an dem bereits vertrauten Ort schon sammeln konnten.

7.3. Übernachtung

Einmal im Jahr ist für die Kindergartenkinder eine Übernachtung im Kindergarten geplant. Im Vorfeld wird mit den Kindern gemeinsam die Packliste besprochen, der Schlafplatz im Gruppenraum ausgesucht und der „Schlafnachbar“ bestimmt. Zwei bis drei Betreuer sind dabei und unterstützen die Kinder bei allem, was sie bis zum nächsten Morgen benötigen. Als Abschluss findet ein gemeinsames Frühstück mit den Eltern statt.

7.4. Bauernhoffahrt

Einige Wochen nach der Übernachtung fährt die Kindergartengruppe gemeinsam ohne Eltern für zwei Nächte auf einen Bauernhof. Diese Reise findet als Höhepunkt gegen Ende unseres Kindergartenjahres statt. Für alle Kinder ist das eine große Herausforderung, an der sie wachsen und reifen können. Dafür müssen die Kinder erst Vertrauen in die Gruppe fassen und verlässliche Beziehungen zu den Erzieherinnen aufbauen. In diesem sicheren Rahmen sammeln die Kinder auf dem Bauernhof gemeinsam eine Vielzahl von neuen Eindrücken: Kühe melken und Hühnereier suchen, Tiere im Streichelzoo besuchen und füttern, Traktor fahren... Wieder zuhause, können unsere Kinder voller Stolz und Selbstvertrauen von ihren Erlebnissen berichten.

8. Kooperation zwischen Eltern und Team

Die Beteiligung von Eltern an Festen, Ausflügen und inhaltlichen Projekten, die Übernahme von Elterndiensten sowie das Einhalten von Bring- und Abholzeiten und die Unterstützung von Schließungszeiten tragen zu einem vertrauensvollen Miteinander und gegenseitiger Wertschätzung zwischen Eltern und Betreuungspersonal bei.

8.1. Tür-und-Angel-Gespräche

Zum normalen Kinderhaus-Alltag gehören natürlich die Tür-und-Angel-Gespräche. In diesen geben die Betreuer/innen den Eltern des Kindes Rückmeldung über den Verlauf des Tages und besondere Vorkommnisse. Umgekehrt informieren die Eltern das Team über Dinge, die die Tagesform des Kindes betreffen (Nachtschlaf, Essen, Besonderheiten etc.). So können die Betreuer auf betreffende Situationen gleich angemessen reagieren. Da diese Gespräche in der Regel in der Bring- und Abholzeit geführt werden und oft mehrere Eltern gleichzeitig da sind, fallen sie meist kurz aus und beschränken sich auf das Nötigste.

8.2. Eltern- und Entwicklungsgespräche

Besonders wichtig für eine gute partnerschaftliche Begleitung des Kindes sind persönliche Gespräche. Allen Eltern wird einmal jährlich ein ausführliches Entwicklungsgespräch über ihr Kind angeboten. Hier geben die Gruppenbetreuer/innen den Eltern einen Über- und Einblick in die Entwicklung ihres Kindes innerhalb des Kinderhauses. Ihre Aussagen stützen sich auf die Beobachtungen, die sie im Alltag machen, und die vielen verschiedenen Situationen, in denen sie das Kind hier erleben. Die Eltern sind eingeladen, diese Beobachtungen mit ihren eigenen zuhause zu vergleichen und die Betreuer daran teilhaben zu lassen. Ziel ist es, die Stärken des Kindes zu erkennen und mögliche Schwierigkeiten rückzumelden, um gemeinsam die beste Lösung für das Kind zu finden. Für alle Fragen, aber auch für Kritik und Anregungen seitens der Eltern ist hier Raum, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen.

8.3. Elternabende

Im Durchschnitt findet bei uns alle sechs Wochen ein Elternabend statt. Die Termine werden bereits am Anfang des Kindergartenjahres (September/Oktober) festgelegt. Die Teilnahme daran ist verpflichtend. In der Regel besteht jeder Elternabend aus einem pädagogischen und eine organisatorischen Teil. Der pädagogische Teil wird von den Mitarbeitern geleitet. Hierfür werden oft die beiden Gruppen getrennt, um so besser gruppeninterne Entwicklungen darstellen oder auf gruppenspezifische Fragen eingehen zu können. Gibt es pädagogische Themen, die alle Eltern betreffen, wie beispielsweise die Aktualisierung des pädagogischen Konzeptes, trifft man sich in der großen Runde. Der organisatorische Teil wird vom Vorstand moderiert und in Elternabende und Mitgliederversammlung näher beschrieben.

8.4. Gemeinsame Absprachen und Planungen

Die Eltern werden durch regelmäßige und rechtzeitige Informationen (z.B. Aushänge, Elternabende, Elternbriefe, E-Mails usw.) über die organisatorische und inhaltliche Arbeit bei den WerkstattKindern in Kenntnis gesetzt. Eltern und Mitarbeiter sind zwar in unterschiedlichen Bereichen, jedoch in gleichem Maße für das Gelingen des Kinderhaus-Alltags verantwortlich. Eltern haben durch ihr Amt in einem Elternteam (siehe Elternteams) eine feste Zuständigkeit im Kinderhaus. Abhängig von der Art der jeweiligen Aufgabe sind Absprachen mit dem Team und/oder den anderen Eltern sinnvoll.

8.5. Gemeinsames Feiern von Festen

Feste (siehe Feste und Geburtstage) werden mit Kindern, Mitarbeitern und teilweise mit Eltern gefeiert, die auch alle an den Vorbereitungen beteiligt sind. Das gemeinsame Feiern stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert die Kommunikation – abseits vom Alltag.

9. Elternmitarbeit

Elternmitarbeit bei den WerkstattKindern umfasst die organisatorische Unterstützung der pädagogischen Arbeit. Die Eltern müssen ihre vereinbarten Aufgaben wahrnehmen, damit die ErzieherInnen ihre eigentliche Arbeit mit unseren Kindern leisten können. Es dient einer guten Zusammenarbeit, wenn Eltern und ErzieherInnen ihre jeweiligen Arbeitsanteile gewissenhaft erledigen.

Die aktive Mitarbeit aller Eltern ist ein wichtiges Standbein unserer Einrichtung. Im Betreuungsvertrag In der Geschäftsordnung ist die Mitarbeit der Eltern dargelegt und wird mit der Unterschrift des Betreuungsvertrag verpflichtend bestätigt.

9.1. Elternteams

Die Elternaufgaben werden Elternteams zugeordnet. Die Eltern sollten mindestens eine Aufgabe übernehmen. Folgende Teams und Aufgabenbereiche gibt es:

9.2. Kochen (Ernährung)

Es ist uns wichtig, den Kindern Freude am Essen zu vermitteln. Eine ausgewogene, Bio- oder bionahe Ernährung ist ein grundlegendes Element unseres Konzepts. Alle Mahlzeiten werden in unserer Einrichtung gemeinsam mit den Betreuern eingenommen. Die Brotzeiten werden den Kindern von ihren Eltern mitgegeben. Dabei bitten wir auf wiederverwertbare Verpackung zu achten und den Kindern keine Süßigkeiten mitzugeben.

Das Mittagessen wird bei uns abwechselnd von den Eltern zubereitet und von unserer Küchenhilfe angerichtet. Um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten, gibt es Regeln zum Thema Kochen, die die Eltern bei der Essensplanung beachten (z.B. jeweils max. zweimal pro Woche Kartoffeln, Nudeln, Reis oder Getreide und Fisch oder Fleisch). Für Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch ist Bio-Qualität verpflichtend.

Von Zeit zu Zeit werden Mahlzeiten in der Küche vom Team und den Kindern frisch zubereitet. Wir halten es für wichtig, Spaß am gemeinsamen Kochen und an gesunder Ernährung zu vermitteln. Die Kinder dürfen sich deshalb, soweit wie möglich, an der Küchenarbeit beteiligen.

9.3. Elternabende und Mitgliederversammlung

Es findet alle sechs Wochen ein verpflichtender Elternabend (pädagogischer / organisatorischer Inhalt) für alle Eltern statt (ein Elternteil pro Familie ist ausreichend). Der organisatorische Teil wird vom Vorstand moderiert. Er bringt aktuelle Themen wie z.B. Personalsuche, Ausgaben, Vorhaben usw. ein. Es werden Aufgaben verteilt, und die einzelnen Elternteams (siehe 9.1.) geben Rückmeldung über anstehende Arbeiten. Über einzelne Themen (Anschaffungen, Kosten usw.) wird von allen Anwesenden abgestimmt.

Mitgliederversammlungen finden jährlich statt. In ihnen werden beispielsweise Vorstände gewählt, entlastet oder weitere wichtige Entscheidungen getroffen.

9.4. Werkeltage

An diesen Tagen werden von den Eltern Reparaturen getätigt, Teile der Einrichtung geputzt usw. Im Vorfeld tauschen sich die Organisatoren der Werkeltage (Eltern) und das Team darüber aus, wo Reparaturen, Veränderungen, Reinigungen etc. vorgenommen werden sollten. Die Werkeltage finden ein- bis zweimal im Jahr (jeweils Freitag und Samstag) statt.

9.5. Elterndienst

Elterndienste dienen dazu, den Betrieb im Falle von Krankheit von Personal aufrechtzuerhalten, und werden von einem Elternteil organisiert. Elterndienste werden nur dann vergeben, wenn keine andere Aushilfe gefunden werden konnte.

10. Qualitätssicherung

10.1. Pädagogisch

10.1.1 Beobachtung und Dokumentation

Beobachtung und Dokumentation sind die Voraussetzung für eine gute Bildungsarbeit. Das Ziel der Arbeit mit Beobachtung, Dokumentation sowie Bildungs- und Lerngeschichten ist die positive Entwicklung des Kindes. Im Mittelpunkt steht dabei das einzelne Kind. Um dieser Dokumentationen einen Rahmen zu geben, werden sie im Portfolio gesammelt.

Die Dokumentation bei den Werkstattkindern verteilt sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche:

Diese Beobachtungen werden im kollegialen Austausch im Hinblick auf die Lerndisposition und die Entwicklung der Kinder diskutiert und eventuell neu ausgewertet. Dazu werden Interpretationen der einzelnen Beobachtungen angefertigt und mit Beobachtungen anderer Fachkräfte im Team verglichen.

Die Dokumentation der Beobachtungen geschieht auf unterschiedliche Weise:

All diese Beobachtungs- und Dokumentationsformen dienen gleichzeitig als Evaluationsinstrumente, um die Qualität der pädagogischen Arbeit zu sichern.

10.1.2. Dokumentation der pädagogischen Prozesse

Aktivitäten, Vorgehensweisen und Prozesse, die erfolgreich waren und regelmäßig wiederkehren (z.B. Morgenkreise, Geburtstagsfeiern, der Hirschgartentag, Feste usw.) dokumentieren wir in unserem sog. Qualitätshandbuch. Das spart langfristig Zeit und Energie, weil das Team auf bewährte Vorgehensweisen zurückgreifen kann, ohne neue Ideen und Herangehensweisen auszuschließen. Neue Mitarbeiter/innen können sich eigenständig einlesen und sich so schnell einen Überblick darüber verschaffen, wie wir die einzelnen Aktivitäten im Alltag umsetzen. Das Qualitätshandbuch ist der Gliederung der Konzeption angepasst, geht aber mehr ins Detail. Es wird im Rahmen des Konzeptionstages ebenfalls regelmäßig auf Aktualität überprüft.

10.1.3. Konzeptionstag

Der erste Tag nach den Weihnachtsferien ist bei uns jedes Jahr als sog. Konzeptionstag eingeplant. Hier trifft sich das Team mit dem Vorstand, ggf. wird auch ein Moderator eingeladen. An diesem Tag wird in einem regen Austausch das Konzept auf Aktualität und Praxistauglichkeit überprüft. Hieraus resultierende Änderungsvorschläge werden am Elternabend vorgestellt, und die Elternschaft erhält die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen.

10.2. Team

10.2.1. Regelmäßige Besprechungen

Neben dem täglichen Austausch finden wöchentlich sowohl Besprechungen im Gesamtteam als auch gruppeninterne sog. Kleinteams statt.

10.2.2. Team-Fortbildung

Einmal im Jahr nimmt das gesamte Team an einer gemeinsamen Fortbildung teil. Das Thema wird im Voraus zusammen festgelegt und innerhalb von drei Tagen mit der Unterstützung einer Referentin/ eines Referenten bearbeitet.

10.2.3. Supervision

Einmal im Monat nehmen alle Mitglieder des Teams an Supervision teil. Hier wird das Team bei der Bearbeitung von unterschiedlichsten aktuell anliegenden Themen durch eine professionelle Supervisorin unterstützt.

10.3. Organisatorisch

Es besteht jederzeit die Möglichkeit, per E-Mail an vorstand@werkstattkinder.de Fragen, Anregungen und Wünsche einzubringen.

10.3.1. Vorstand-Team-Austausch

Um den regelmäßigen Austausch zwischen Team und Vorstand zu gewährleisten, findet alle zwei Wochen ein Treffen statt. Hier können Vertreter des Teams (meist die Leitung) und Vertreter des Vorstandes sich über aktuelle organisatorische, pädagogische und andere Themen austauschen, die das Kinderhaus betreffen.

10.3.2. Genaue Beschreibung von Elternaufgaben

Eine genaue Beschreibung der Elternaufgaben und die Einteilung in Elternteams stellt sicher, dass es für alle Aufgabenbereiche einen Ansprechpartner gibt und alle Aufgaben klar definiert und voneinander abgegrenzt sind.

11. Kinderschutz

Alle MitarbeiterInnen und Eltern unserer Einrichtung wollen aktiv den Schutz der uns anvertrauten Kinder gewährleisten. Kinderschutz hat bei uns eine hohe Priorität und zeigt sich bereits an unseren Möglichkeiten der Kindermitbestimmung und des Beschwerdemanagements, denn starke Kinder sind seltener im Fokus von Tätern. Wir haben ein eigenes Kinderschutzkonzept, das neben Präventionsmaßnahmen auch Handlungsleitfäden für den konkreten Fall umfasst. Das Kinderschutzkonzept wird regelmäßig überarbeitet. Uns Das Team nimmt regelmäßig an Fortbildungen zum Thema teil.

Fußnoten

  1. Offenes Konzept: Das sog. Offene Konzept sieht eine Betreuung der Kinder ohne feste Gruppen vor.
  2. Vorbereiteter Raum: Ein vorbereiteter Raum (oder auch vorbereitete Umgebung) bedeutet, dass sowohl die Auswahl an Material als auch deren Platzierung im Raum und die Einrichtung im Allgemeinen bewusst vorgenommen werden.
  3. Bewegungsbaustelle: Eine Bewegungsbaustelle kann ganz leicht aus Alltagsgegenständen sowohl drinnen als auch draußen aufgebaut werden. Kinder haben hier die Möglichkeit, eigenständig oder mit Unterstützung eines Erwachsenen aus Tischen, Matratzen, Hockern u.v.m. eine Art Parcours aufzubauen und ihrem Drang nach Balancieren, Springen usw. nachzugehen.
  4. Reggiopädagogik: Dieser Begriff hat seinen Ursprung im Namen der italienischen Stadt Reggio nell’Emilia. In dieser Stadt arbeiten die kommunalen Einrichtungen nach dem von dem Lehrer Loris Malaguzzi in den 1970er-Jahren entwickelten Konzept,welches die Pädagogik und Erziehung als Aufgabe der ganzen Stadt sieht.
  5. Célestin Freinet: Célestin Freinet war ein französischer Reformpädagoge und Begründer der Freinet-Pädagogik.
  6. Portfolio: Unter einem Portfolio verstehen wir eine Mappe – bei uns ist es ein Aktenordner –, in welchem Fotos, Bilder, dokumentierte Erlebnisse und Lernschritte sowie Informationen der Kinder abgelegt werden. Dieses Portfolio wird vom pädagogischen Team zusammen mit dem Kind geführt. Es dient dem Kind zur Wahrnehmung seiner Entwicklung und zur individuellen Dokumentation seiner Kinderhauszeit.
  7. Emmi Pikler: Emmi Pikler war eine ungarische Kinderärztin, die im 20. Jahrhundert neue Wege der Kleinkindpädagogik ging.
  8. Dokumentationsmethoden: Eine ausführliche Beschreibung der Dokumentationsmethoden sind im Qualitätshandbuch beschrieben.